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Das Schloss Greillenstein in Niederösterreich

Zu Gast bei Arcadia – Claudia Höller

Das Schloss Greillenstein im Waldviertel gehört für mich zu den beeindruckendsten Renaissancebauten Ostösterreichs. Die Qualität des Bauwerks merkt man schnell: bei den mehrgeschossigen Arkadengängen, die sich zum Innenhof öffnen und bei der Ausstattung, die sich hier in weiten Teilen aus der Renaissancezeit erhalten hat. Was einfach großartig ist. Denn eines kommt hier natürlich dazu: So viele Renaissancebauten haben wir in Niederösterreich ja nicht. Viel mehr hat sich der Barock bei uns durchgesetzt, oder man bleib einfach auch länger bei spätgotischen Bauten. Die Renaissance kam da natürlich zu kurz. Umso erfreulicher, dass sich dann doch der (protestantische) Adel ab und zu diesem Stil gewidmet hat. Mit Umbaukampagnen seiner Schlösser und Burgen, um – so sagt man zumindest – einen Gegensatz zu den katholischen Barockbauten zu schaffen.

Ein Ort, der für alle etwas zu bieten hat!

Natürlich, das Schloss Greillenstein wird man besuchen, wenn man sich für historische Architektur interessiert. Ganz klar wird man da auch auf seine Kosten kommen, keine Frage. Aber so wie das eben oft ist, fährt man ja nicht alleine; und daher ist es umso besser, wenn man noch zusätzliche Anreize für etwaige weniger kulturbegeisterte Begleiter zu bieten hat.

Zuerst gibt es natürlich die Architektur und Ausstattung, die man auch auf eigene Faust erkunden kann. Angefangen vom Verlies, der Badestube, bis zu den Gartenzwergen und dem überdimensionierten Drachenkopf. Dazu gibt es unterschiedliche Ausstellungen. Bei meinem Besuch eine über die Spiele der Adligen (die noch immer läuft). Bei der die Spiele nicht nur im Rahmen einer Ausstellung hinter Glas präsentiert, sondern auch zum Ausprobieren und Benützen zur Verfügung gestellt werden.

Auf Wunsch gibt es auch Geschichte zum Erleben: Bei besonderen Führungen wird eine Gerichtsverhandlung am Originalschauplatz mit Kostümen nachgespielt.

Schlussendlich gibt es zum Verweilen und Abschalten den weitläufigen Schlossgarten im Süden des Gebäudes, der zum Picknick einlädt (Körbe samt Inhalt gäbe es vor Ort für Kurzentschlossene zu kaufen).

Wichtig ist – in Sachen Architektur – sich vorab zu informieren. Was ich bei meinem doch eher kurzentschlossenen Besuch nicht getan habe.  Allein von der Badestube hatte ich vorher gelesen. Die Informationstafeln vor Ort helfen zwar weiter, werden dann aber auch oft nur überflogen, so war es zumindest bei mir. Dank ihnen konnte ich zwar erfahren, was es denn mit dem großen Drachenkopf und den 24 Zwergen auf sich hat, nicht aber, dass es eine Gerichtsstätte gibt und eine vollkommen erhaltene protestantische Schlosskapelle aus dem Jahr 1604. Die nur mittels Führung zugänglich sind, die natürlich – da es nur zwei pro Tag gibt – gut getimed gehört.

Daher jetzt doch ein paar weniger Vorab-Informationen zum Schluss und zum Schloss :)

Das Schloss Greillenstein entsteht

Als Entscheidungsjahr kann das Jahr 1534 angesehen werden. Als die Familie Kuefstein das Schloss – damals mittelalterliche Burg – erwarb. 1570–1604 ließ sie den Vorgängerbau schleifen und ein neues Wasserschloss aus dem Boden stampfen. Verantwortliche: Hans Lorenz (Käufer) und Hans Georg III. (Sohn und Bauherr) von Kuefstein.

Was entstand ist auch noch heute zu sehen: Eine von außen schlichte Vierflügelanlage um einen quadratischen Innenhof, umgeben von einem Graben samt Walm, der mittels einer Steinbrücke überquert werden kann. Im Südosten anschließend Wirtschaftsgebäude und im Süden eine Gartenanlage. Der vorspringende Turm ist eine Zutat aus dem 18. Jahrhundert.

Vor allem innenseitig wurde das Gebäude dann großartig dekoriert und ausgestaltet: mit einer eigenen Badestube, einer protestantischen Kapelle, einer Bibliothek und repräsentativen Sälen samt teilweise noch heute erhaltener Ausstattung. Mit einem hohen Wohnturm, der 1588 fertig gestellt wurde (dessen Turm dann jedoch im 18. Jhdt. wieder wegen Baufälligkeit niedriger wurde), mit mehrgeschossigen Arkadengängen samt Stuckarbeiten und elf verschiedenen Rauchfängen. Ab 1634 wurde der Herrschaft von Ferdinand II. die Gerichtsbarkeit verliehen, was die Errichtung eines noch heute vorhandenen Landgerichts vor Ort zu Folge hatte.

So ganz ohne geht es dann doch nicht – (barocke) Umgestaltungen

Schon Ende des 17. Jahrhunderts kam es zu Umgestaltungen – der südliche Bereich des Innenhofes wurde terrainbedingt aufgeschüttet – eine Balustrade samt Vasen und Putten „vermittelt“ zwischen diesen beiden Geländestufen.

Vor allem im 18. Jahrhundert änderte sich einiges: Park und Garten wurden in barocker Manier umgestaltet, große Baumalleen angelegt, ein Tierpark und eine barocke Wasserspielanlage eingerichtet, mit einem großen wasserspeienden Drachen und 24 Zwergenfiguren (heute im Schloss untergebracht). Der Eingang des Gebäudes wurde verlegt, sodass nun alles in einer Achse (Allee, Zufahrt und Innenhof) liegt. Die Steinbrücke über den Graben wurde mit Obelisken ausgestattet und die Räume vorsichtig barockisiert.

Dennoch: Gesamteindruck Renaissance blieb. Mit größtenteils noch originaler Verglasung der Fenster, Kachelöfen, Kassetten- und bemalten Balkendecken, Renaissanceschreibtischen, dem gesamten Gerichtsaal und einer kleinen Bibliothek samt Ausstattung, der Schlosskapelle und vielem mehr. Das nun eben alles mittels einer Führung zu sehen ist. Sicherlich empfehlenswert und sicherlich bald meinerseits nachgeholt.

 

Webseite: www.greillenstein.at

Öffnungszeiten:

01.April.–31. Oktober (09:30–17:00 Uhr)

01.Juli–31.August (09:30–18:00)

Führungen täglich um 10:30 und 14:30 oder nach Bedarf ab fünf Personen

Bei Gruppen wird um Voranmeldung gebeten

Das Museum kann ohne oder mit Führung besichtigt werden (auf www.greillenstein.at finden sich genauere Informationen über die Zugänglichkeiten).

Eintrittspreise:

Ohne Führung: 5,00 EUR für Erwachsene; 2, 50EUR für Kinder (6–16 Jahre)

Mit Führung: 8,20EUR / 4,50EUR /

Mit Gerichtsverhandlung: 10,00EUR / 4,50EUR

Mit der Niederösterreich Card ist der Eintritt frei (Aufpreis für die Führung: 3,20EUR).

Über Schloss Greillenstein gibt es so viel noch zu sagen, Teil 1 kann auf Bau:Kunst:Geschichten nachgelesen werden. Wir bedanken uns ganz herzlichst für den großartigen Gastbeitrag von Claudia Höller von Bau:Kunst:Geschichten, ein sehr lesenswerter Blog, der sich auf architektonische Highlights in Ostösterreichs spezialisiert hat. Sämtliche Abbildungen in diesem Artikel unter liegen dem Copyright von Claudia Höller.