Dank Michael Kröger, der für die erste Ausgabe der NEUE kunstwissenschaftliche forschungen einen wunderbaren Artikel geschrieben hat, haben wir das Marta Museum kennengelernt. Besonders gefreut haben wir uns, als es dann noch das Marta zum Museum des Jahres 2014 gekürt wurde. Leider hatten wir für einen persönlichen Besuch noch keine Zeit, aber nun genug Gründe um an der Blogparade #Besuchermacht teilzunehmen.
#Besuchermacht
In Vorbereitung für den Beitrag haben wir einige Leute befragt, was sie mit dem Wort Besuchermacht assoziieren – beinahe alle gaben die gleiche Antwort – wenn der Besuch eine Macht hat. Hier stellt sich für uns die Frage, welche Macht habe ich den nun als Besucher_in eines Museums ? Zum einen die Macht auszuwählen, ob ich ein bestimmtes Museum überhaupt besuche oder eben nicht, zum anderen manchmal auch die Macht als Besucher_in gestalterisch bzw. kuratorisch in eine Ausstellung(sgestaltung bzw. -vorbereitung) mitwirken zu können.
Auf eine Erörterung des Begriffes der Partizipation bzw. nähere Vorstellung verzichten wir, da im Salon Kunstvermittlung in verschiedenen Beiträgen sehr gut diverse Aspekte behandelt werden.
#Besuchermacht anhand eines (österreichischen) Beispiels
Sofort fiel uns das Essl Museum ein, das bereits dreimal Ausstellungen mit einer Einbindung von Besucher_innen in die Planung, Konzeption und Vermittlung von Museumsausstellungen, zeigte. Dies war 2011 “Festival der Tiere”, 2013 “Like it” und 2015 “Weltenbummler”.
In ihrem Beitrag “Die Kunst der Partizipation – Über die Möglichkeiten und den Stellenwert der Kunstvermittlung an Museen” gehen Karin Altmann und Meta Maresch auf die Problemstellungen und Kritikpunkte im Hinblick auf partizipatorische Kunstvermittlung ein. Vor allem der Punkt, dass “die Kunstvermittlung zur de-professionellen Praxis und Sozialarbeit werde und die Ergebnisse nicht mehr nach ästhetischen Kriterien bewertet können” spricht für uns schon den Kern an ! Für wen werden eigentlich Ausstellungen gemacht ? Für das Image ? Zu Forschungszwecken ? Für Kunsthistoriker_innen ? Andere Kurator_innen ? Museumsdirektor_innen ? Journalist_innen ? Kritiker_innen ? Oder gar – für Besucher_innen unterschiedlichster Zielgruppen, Ansprüche und Bildungsvoraussetzungen ? Altmann/Maresch liefern am Ende ein wichtiges Argument für die partizipative Kunstvermittlung – Es können dadurch Schwellen und Hierarchien abgebaut werden.
Wir haben derzeit unsere Umfrage zu den Blogger Relations in Kunst- und Kulturbetrieben in Österreich laufen und fragen hier – ua – wenn die Kulturbetriebe eigentlich erreichen wollen. Die Antworten darauf sind sehr vielfältig, überschneidend und sehr aufschlussreich. Die Auflösung folgt demnächst. Vorweg eines – damit diese Zielgruppen auch erreicht werden, sollten diese verstärkt auch in die Konzeption von Ausstellungen (jeglicher Art) eingebunden werden. Dies muss nicht die Auswahl von Kunstwerken sein, dies kann auch die Frage nach der Gestaltung des Kunstvermittlungsprogrammes für die jeweilige Ausstellung sein.
Wer den Beitrag weiterliest, erfährt wie dies bei der Ausstellung “Weltenbummler” erfolgte. Neben Schulen, wurden Insassen einer Außenstelle der Justizanstalt Josefstadt, 7 bis 14-Jährige Schüler_innen sowie weitere Gruppen in die Konzeption eingebunden.
Um den Kreis zu unserer Eingangsfrage “Was verstehst du unter Besuchermacht” zu schließen – jede Gruppe versteht darunter etwas anderes (was sich beim Begriff Weltenbummler auch sehr gut erarbeiten ließ), jeder Gruppe ist in diesem Zusammenhang etwas anderes wichtig und dies sollten die “Ausstellungsmacher” bei der Konzeption von Ausstellungen im Hinterkopf bewahren.Was ist, wenn die Besucher_innen nicht wollen oder nicht erreicht werden ? Und letztlich die Fragen – Wann ist es zu viel des Guten ? Wann zu wenig ? Und wann nicht ernst gemeint ?
Dies alles wird man als Museum wohl nur dann herausfinden, wenn man seine Besucher_innen fragt und auch einbindet.
Dieser Beitrag erschien im Rahmen der Blogparade #Besuchermacht des Marta Museum in Herford.
Link zur Ausstellung – Weltenbummler im Essl Museum
Weiteren Fragen zu Kunst, Partizipation und kulturelle Produktion widmet sich Siglinde Lang in NKF 1/2014, S. 107 – 116.
Coverbild © Marta Herford
Liebe Alexandra Pfeffer,
herzlichen Dank für den Beitrag zu unserer Blogparade #BesucherMacht.
Die Projekte der Besucherbeteiligung des Essl-Museums sind wahnsinnig spannend, auch wir sind in unseren Recherchen zu unserer Blogparade an diesen nicht vorbeigekommen.
Besonders, dass hier verschiedene Anspruchsgruppen, von Facebook-Nutzern, über Schulklassen bis hin zu Gruppen aus karitativen Einreichtungen oder aber aus Justizanstalten involviert werden, ist beeindruckend. Auch, dass diese Beteiligung der Besucher immer wieder auf eine andere Art vom Essl-Museum initiiert wird, spricht für die tiefe Überzeugung einer partizipativen Kunstvermittlung.
Sehr richtig wird auch in diesem Beitrag festgestellt, dass nur dann die Wünsche, Vorlieben und Ideen der BesucherInnen herausgefunden werden können, wenn ein Dialog mit diesen entsteht. Ähnliches klang auch in den Kommentaren der Beiträge von Anke von Heyl und Peter Soemers zu #BesucherMacht an.
Auf die Resultate der Blogger-Relations-Umfrage sind wir sehr gespannt!
Viele Grüße aus dem Marta Herford
Tabea Mernberger
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