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#artbookfriday – Clifford Irving – Fake: the story of Elmyr de Hory

Elmyr de Hory/ von Houry/ Herzog/ Cassou/ Hoffman/ Raynal/Dory-Boutin – Fälscher, Künstler, Genie. Wer war dieser Mann, den Clifford Irving in dessen vermeintlichen Biographie aus 1969 porträtierte? Wie viel Wahrheit steckt hinter dieser spannenden und zugleich tragischen Lebensgeschichte, oder ist auch diese eine reine Fälschung?

Die faszinierende Geschichte des ungarischen Fälschers in 19 Kapiteln, der einst als einer der größten seiner Zeit gefeiert wurde, entführt auf eine spannende Reise durch ein Leben des Kunstfälschers und Globetrotters. Von Ungarn nach München, von dort nach Paris der späten zwanziger Jahre, zurück nach Deutschland des Zweiten Weltkriegs, von dort nach Ungarn und zurück nach Frankreich um Jahre in den USA zu verbringen um den Kunstmarkt in Südamerika und Australien aufzumischen und auf Umwegen nach Europa zurückzukehren, bevor er auf Ibiza der 60er Jahre Zuflucht fand und zusammen mit Fernand Legros und Réal Lessard die letzten Kapitel des Kunsthandels aufschlug.

It proved to me that in spite of having absolutely no personal recognition for myself,

I obviously was an artist of consequence.((Fake: the story of Elmyr de Hory, Kindle Location 3312))

Auf der Suche nach Selbstfindung und dem Wunsch sich als Künstler mit seinem eigenen Werk durchsetzen zu wollen, rutscht Elmyr de Hory immer wieder ab, die Kunstfälschung wird Mittel zum Zweck. 1946 Markiert das Jahr, als er seinen ersten Picasso verkauft, 20 Jahre und über 1000 Fälschungen später füllen Dufy, Matisse, Modigliani, Renoir, de Vlaminck und andere sein „Portfolio“.

I could do a Matisse drawing in about five minutes, so I assume it took him even less time, like with Picasso, between two puffs on a cigarette.((Fake: the story of Elmyr de Hory, Kindle Location 3286))

Was mit Picasso begann und im Laufe der Zeit an Ausmaß nahm ist in dem Umfang kaum vorstellbar. Große Institutionen, Kunstkenner, Kunstsammler, Galerien stehen vor der Frage aller Fragen – Original oder ein Elmyr de Hory? In manchen Fällen werden wir es wohl nie erfahren …

If fools did not go to market, cracked pots and false wares would not be sold.

Jean Le Bonchanceux

Fazit

Fake: the story of Elmyr de Hory ist definitiv ein spannendes Buch, das aber viele Fragen beim Leser offen lässt. Kunst und Kunstfälschungen gehen bekanntlich Hand in Hand, wie die Ereignisse auf dem Kunstmarkt in vielen Fällen der letzten Jahre gezeigt haben.

Im Falle von Clifford Irvings Buch muss man sich aber fragen, wie viel Wahrheit tatsächlich in dieser Biographie steckt, wenn man sich vor allem an die gefälschte Biografie von Irving über Howard Hughes (1971) erinnert. War es Irvings Wunsch nach einer Sensation, Elmyr der Hory´s Wunsch nach einer imposanten Selbstinszenierung, seine mangelnden Fähigkeit zwischen Realität und Wunschdenken unterscheiden zu können oder nichts als die Wahrheit, dass Clifford Irving zu Papier brachte?

Nicht umsonst sagt ein altes Sprichwort, dass sich ohne Wind kein Blatt bewegt und dies wird wohl auch für dieses Buch gelten.

Nichtsdestotrotz wird hier eine spannende Geschichte erzählt, die es sich lohnt zu lesen, die den Leser animiert den Spuren nachzugehen, die Kustszene der damaligen Zeit näher zu Betrachten und sich am Ende zu Fragen wie viele de Hory/ von Houry/ Herzog/ Casso / Hoffman/ Raynal/Dory-Boutin((Fake: the story of Elmyr de Hory, Kindle Location 27)) bis heute unentdeckt geblieben sind.

A work of art is a direct extension of the personality of the artist.

This is something the forger cannot do.
Klaus Perls

Wer einen echten Elmyr de Hory sehen möchte, dem sei ein Besuch im Fälschermuseum in Wien empfohlen (Interview mit Diane Grobe – Link)

Facts

  • Titel: Fake: the story of Elmyr de Hory
  • Autor: Clifford Irving
  • 256 Seiten
  • Kindle Edition
  • Preis: € 5,44

Diese Rezen­sion erscheint im Rah­men des #art­book­fri­day, ins Leben gerufen von Muse­um­lifestyle.

Ein Gedanke zu „#artbookfriday – Clifford Irving – Fake: the story of Elmyr de Hory“

  1. If fools did not go to market, cracked pots and false wares would not be sold.
    Jean Le Bonchanceux

    As many people already know, Clifford Irving had long ago established himself as a fraud (as witnessed by his fake Howard Hughes biography in the early 1970s). There is much in Irving’s account of Elmyr de Hory’s story that can be attributed to fiction, as in the quote above. The writer Jean Le Bonchanceux is a complete invention of Irving. He never existed – until Irving elected to quote him in his appropriately titled book “Fake.”

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